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               Die Assoziation mit den ab dem 9 Jhdt. gebräuchlichen 
                Notenhilfszeichen 'NEUMEN' wird verständlich, wenn man den 
                Kanon an Zeichen und Farbabfolgen verfolgt, der sich durch die 
                ständige Rotation der Paneele ergibt. Spannendes Moment dabei 
                ist eben jener Übergang, der von einem Bild in das nächste 
                leitet, wobei je nach Choreographie einzelne, mehrere oder auch 
                alle Prismen zur Drehung kommen können. In den Drehmomenten 
                klappen sich die Bilder gleichsam auf, und für Augenblicke 
                kann man das Auftauchen neuer Bildgefüge und neuer Zeichen 
                sehen, wobei die vorhergehende Kombination noch kurz sichtbar 
                ist, bevor sie dem Blick endgültig entschwindet.  
              In diesen unbesetzten Abläufen im Dazwischen 
                wird die Bedeutung von NEUMEN* motion/flow- Signs moved 
                ersichtlich. Die Bilder, die fast nicht mehr da sind und jene, 
                die noch nicht ganz da sind, befinden sich für kurze Zeit 
                in einem unmarkierten Zustand, der als Spannung zwischen Auflösen 
                und Entstehen besteht. Dieser Nicht-raum ist Bewegungsfluß 
                und Kontinuum an sich und wird in seiner Unfaßbarkeit zur 
                Konstante dieser Arbeit. Als ein utopisches Dazwischen wird hier 
                das Moment demonstriert, das sprachliche Prägung, begriffliche 
                Zuweisung und kulturelle Konditionierung nicht mehr geltend macht 
                bzw. noch nicht erfahren hat. Diese Bilder sind im Werden, sind 
                im Zerfallen, bevor sie erfaßt, benannt und interpretiert 
                werden können. Erst wenn die rotierenden Paneele von NEUMEN* 
                motion/flow- Signs moved in die vorgesehenen Positionen 
                einrasten, werden sie lesbar, um sich nach einiger Zeit wieder 
                aufzulösen. Als Abstraktion für ein westliches Publikum, 
                als ver-rückte, deplazierte Bild-Schrift für ein östliches. 
                Oder als Verschwisterung von beiden, als Offenlegen eines Systems 
                durch das andere. 
              NEUMEN* motion/flow- Signs moved 
                ist eine Maschine, die Muster des Wahrnehmens, des Vergessens 
                und Entdeckens mit unlogischer Logik sichtbar macht, eine Denkmaschine 
                also, die durchdreht. 
                 
                [*Neumen waren seit dem 9.Jhdt übliche Notenhilfszeichen, 
                welche den Linienfluß der Melodie anzeigten. Das Wort leitet 
                sich aus dem Griechischen ab, von NEUMA (Geste, Zeichen, Handzeichen,Welle) 
                und PNEUMA (Atem). ]  
                 
                 
                Ausstellungsdesign: Hollegha Architekten 
               
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